LEO

22. Dezember ­2018

Doch wer startet den gestern beschriebenen fröhlichen Wirbel? Oder bremst ihn aus? Withilde ist’s, die Schließerin der Schneewolken, wie ihre Erzählung verrät:

Schneeflocken

„Wir, die Schneeleute oder Schneeflocken, - so nennen uns die Menschen, - wohnen in den großen Wolken, die im Winter vom Himmel hängen. Jede Wolke bildet einen Staat für sich, die von einem Schneekönig regiert wird. Er sitzt mit der Schneekönigin in einem großen Saal und hält die Ordnung aufrecht. Jede Wolke hat unzählig viele Kammern, in denen die Schneeleute wohnen. Sie schlafen sehr viel, denn sie müssen sich Kräfte sammeln zum Niedertanzen zur Erde. Ein großes Tor schließt die Wolke ab. Daneben habe ich meine Wohnung. Wenn der Schneekönig befiehlt, daß der Tanz beginnen soll, läute ich eine helltönende Glocke. Sofort springen alle Schneeleute aus den Betten, verabschieden sich eilig vom König und drängen sich ans Tor, um möglichst schnell den Tanz auszuführen. Dabei wird viel gelacht und gejubelt. Keiner denkt daran, daß sie nie wieder heimkehren können.”

Ab und zu (in den letzten Jahren wohl immer häufiger) reißt ein allzu stürmischer Schneeherr beim Drängeln Withilde mit durchs Tor und dann fällt sie mit auf die Erde. Die weiteren Könige warten vergeblich auf das Öffnen der Tore, bis Withilde den Aufstieg zu den Wolken geschafft hat.


Withilde. Ein Wintermärchen von Ilse Manz. Aus: Herzblättchens Zeitvertreib, Band 67. Herausgegeben von Josephine Siebe. Carl Flemming und C. T. Wiskott A. G., Berlin. Vmtl. 1922

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