Als ich klein war, verlebte ich einmal einen Wintermonat bei einem
meiner Prager Onkel. Der Onkel war Fischer und hatte auch
die Sandgewinnung aus dem Fluß gepachtet. Er und die Tante
teilten sich in die Arbeit: Der Onkel kümmerte sich um die Fische,
die Tante um den Sand. Nicht ein Abend, an dem sie, bevor sie zu
Bett gingen, nicht zu Gott gebetet hätten: Der Onkel, es möge
frieren, damit die Fische bis Weihnachten teurer würden, die Tante,
es möge kein Frost kommen, damit man im Fluß auf den
Grund könne. Auch ich mußte, wenn sie mich zu Bett brachten,
niederknien und beten. Nun gut- aber wem von beiden soll ich
mit meinem Gebet beistehen? Mein Leckermaul wies mich auf die
Tante und ihre Töpfe hin, und ich hätte durch mein Gebet mit dem größten
Vergnügen Wärme bis zur Siedehitze
für sie erbeten; aber das Herz zog mich
wieder zum Onkel, will sagen zu Eis
und Schnee: Was tun? Nun, so betete
ich gleich zwei Vaterunser hintereinander und sagte mit einem tiefen
Seufzer:
"Lieber Gott, weißt du was - mach,
was du willst!"